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Channel: Textqualität – DOZ. DR. STEFAN WEBER
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Nächster Wikipedia-Textklau, nächste Dissertationsdoublette – alles wie vor Jahren. Oder?

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Der “Plagiatsjäger” gehört ja zu den paradoxen Berufen: Sein Ziel ist es, dass es ihn nicht mehr geben muss. Aber irgendwie scheint es sich mit dem akademischen Plagiarismus wie mit kriminellen Delikten zu verhalten: Sie sind systemimmanent. Da plagiiert ein Ko-Autor seiten- und kapitelweise aus Wikipedia und zumindest einer weiteren Quelle, und der betroffene C. H. Beck-Verlag schreibt in seiner konstant zweischneidig verfassten Pressemitteilung folgendes:

“Diskutiert werden sollte aber auch der Stellenwert von Wikipedia in der Wissenschaft. Jeder benutzt sie, keiner zitiert sie – das scheint bisher die Devise zu sein.”

Quelle: http://www.spiegel.de/media/media-33664.pdf

Im Klartext: Nicht der Verlag ist schuld, der nach all den öffentlichen Plagiatsdebatten auch bei einem Buch, das Mitte 2013 erschienen ist, immer noch nicht auf die Idee gekommen war, einen routinemäßigen Plagiat-Check durchzuführen (was ist daran eigentlich so schwer?). Sondern wir, die Wissenschaftler sind schuld – die wir doch alle irgendwie aus der Wikipedia abschreiben. C. H. Beck rät, man solle in Wissenschaft und Verlagswesen den “Umgang mit der Online-Enzyklopädie klären”. Das ist eine Frechheit sondergleichen! Die Diskussion, die in der ‘Wikipedistik’ schon vor Jahren, ca. zwischen 2005 und 2008 intensiv geführt wurde, hat zu folgendem Common Sense geführt:

“Da die Wikipedia ein Nachschlagewerk ist, sollte übrigens in einer wissenschaftlichen Arbeit nicht aus ihr zitiert werden.”

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Hilfe:Allgemeine_FAQ#Wie_zitiere_ich_aus_der_Wikipedia.3F

Dass ein großer deutscher Verlag so etwas nicht weiß, zeigt, wie weit man hier schon weg von der (Netz-)Realität ist. – Haben wir eigentlich jemals eine Diskussion darüber geführt, ob man in wissenschaftlichen Qualifikationsschriften oder Sachbüchern aus “Meyers Taschenlexikon” unzitiert abschreiben darf? Oder aus ihm zitieren darf? Konversationslexika dienen nur der Informationsrezeption, aus ihnen ‘darf’ man selbstredend nicht abschreiben, und zitieren kann man aus ihnen sinnvoller Weise auch nur dann, wenn das Zitat selbst (dessen Wortlaut oder Inhalt) textanalytisch zum Gegenstand der Erörterung wird, also auf zweiter Ebene quasi. 1990 war das jedem zwanzigjährigen Studenten klar. Nun, im Jahr 2014, empfiehlt C. H. Beck ernstlich eine Diskussion darüber! Der Verlag sollte sich schämen.

***

Zum zweiten Schauplatz des heutigen Tages: Der Münsteraner Mediziner-Plagiatsschmiede. Hier geht es um eine einmalige Dissertationsdoublette als Spitze des Eisbergs. Ich möchte nicht daran erinnern, dass ich ähnliche Fälle auch aus Klagenfurt, Innsbruck und Regensburg kenne und dokumentiert habe. Was verwundert, ist die ‘harte Gangart’, die dem offenbar blinden Betreuer (das Thema waren die Augen) nunmehr drohen könnte: Eine “mehrjährige Sperre des Gutachters für die Betreuung von Doktorarbeiten” sei eine mögliche Konsequenz, wird der Pressesprecher der medizinischen Fakultät der Universität Münster heute in einem Lokalmedium indirekt zitiert.

Auf gut Deutsch: Gleiche Bezahlung für weniger Arbeit. Obwohl: Viel ändern wird sich für den Betreuer wohl nicht, wenn er andere Doktorarbeiten auch so aufmerksam gelesen hat wie die inkriminierte.

***

Was ist da eigentlich los? Wir haben ein Qualitätsproblem, wir haben ein Rekrutierungsproblem, wir haben eine völlige Absenz von Kontrolle und Qualitätssicherung in der Wissenschaft. Wir haben einen Fall nach dem anderen, der dies aufzeigt. Die Fälle sind dieselben wie 2007 oder 2004. Immer wieder weisen Whistleblower wie Ihr werter Plagiatsgutachter, die VroniPlag-Rechercheure oder mutige Einzelaktivisten darauf hin. Nun droht mal wieder dem Aufdecker rechtliches Ungemach. Wer hier juristisch verfolgt werden müsste, sind jedoch die kontrollierenden Instanzen und die Plagiatoren. Wenn es denn einen Kläger gäbe.

mehrjährige Sperre des Gutachters für die Betreuung von DoktorarbeitenNeue Plagiatsvorwürfe in Münster: Mediziner soll große Teile seiner Doktorarbeit abgeschrieben haben – Münstersche Zeitung – Lesen Sie mehr auf:

http://www.muensterschezeitung.de/staedte/muenster/Neue-Plagiatsvorwuerfe-in-Muenster-Mediziner-soll-grosse-Teile-seiner-Doktorarbeit-abgeschrieben-hab;art993,2346878#plx1666941858

Der Entzug des Doktortitels sowie eine mehrjährige Sperre des Gutachters für die Betreuung von Doktorarbeiten seien aber mögliche Konsequenzen.Neue Plagiatsvorwürfe in Münster: Mediziner soll große Teile seiner Doktorarbeit abgeschrieben haben – Münstersche Zeitung – Lesen Sie mehr auf:

http://www.muensterschezeitung.de/staedte/muenster/Neue-Plagiatsvorwuerfe-in-Muenster-Mediziner-soll-grosse-Teile-seiner-Doktorarbeit-abgeschrieben-hab;art993,2346878#plx443260588

Der Entzug des Doktortitels sowie eine mehrjährige Sperre des Gutachters für die Betreuung von Doktorarbeiten seien aber mögliche Konsequenzen.Neue Plagiatsvorwürfe in Münster: Mediziner soll große Teile seiner Doktorarbeit abgeschrieben haben – Münstersche Zeitung – Lesen Sie mehr auf:

http://www.muensterschezeitung.de/staedte/muenster/Neue-Plagiatsvorwuerfe-in-Muenster-Mediziner-soll-grosse-Teile-seiner-Doktorarbeit-abgeschrieben-hab;art993,2346878#plx443260588

Der Entzug des Doktortitels sowie eine mehrjährige Sperre des Gutachters für die Betreuung von Doktorarbeiten seien aber mögliche Konsequenzen.Neue Plagiatsvorwürfe in Münster: Mediziner soll große Teile seiner Doktorarbeit abgeschrieben haben – Münstersche Zeitung – Lesen Sie mehr auf:

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Der Entzug des Doktortitels sowie eine mehrjährige Sperre des Gutachters für die Betreuung von Doktorarbeiten seien aber mögliche Konsequenzen.Neue Plagiatsvorwürfe in Münster: Mediziner soll große Teile seiner Doktorarbeit abgeschrieben haben – Münstersche Zeitung – Lesen Sie mehr auf:

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